Hintergrund

Reise ins Vertrauen …

 

Die Feststellung, dass Zusammenarbeit gegenseitiges Verständnis und Perspektivübernahme erfordert, mag als Binsenweisheit angesehen werden. Sie gerät jedoch in der heutigen Welt, in der die gegenseitige Kommunikation eher aus einem reinen Informationsaustausch über soziale Medien besteht und auf schwierige Fragen einfache Antworten gegeben werden, häufig in Vergessenheit und ihre praktische Umsetzung gestaltet sich als sehr schwierig. Mit nur wenigen Informationen und beinahe ohne Vorstellungsvermögen darüber, was sich hinter der Geschichte und den Erfahrungen unserer Kommunikationspartner*innen verbirgt, beurteilen wir diese auf Basis unserer eigenen Kategorien und bewerten ihr Verhalten gemäß für uns gängiger Logiken, gleichsam als Objekte unserer fortschreitenden Denkschemata.

 

So sehr wie das Verständnis der Geschichte und des Weltbildes einer anderen Person sich auf der Ebene persönlicher Kontakte als ein langer Prozess darstellen kann, der von beiden Seiten Anstrengungen erfordert, aber realisierbar ist, so sehr vergrößern sich die Komplexität dieses Prozesses und die für ihn erforderlichen viel größeren Engagements aller Beteiligten, der Politiker*innen und Wissenschaftler*innen, aber auch aller Bürger*innen, wenn man diese Perspektive auf die Ebene der Verständnisses zwischen gesellschaftlichen Gruppen oder Völkern hebt.

 

Polen und Deutschland sind direkte Nachbarländer. Obwohl sie sich geographisch und kulturell sehr nah sind, begegnen sich Polen und Deutsche mit Distanz und erscheinen gegenüber einander vorsichtig. In den vergangenen Jahrzehnten sind viele Menschen über die Oder gereist, um ihr jeweiliges Nachbarland zu besuchen, und haben so einen wichtigen Schritt in Richtung eines besseren Kennenlernens unternommen. Sie besuchen Sehenswürdigkeiten und touristische Attraktionen, probieren traditionelle Speisen und Getränke. Aber reicht dies aus, um die Nachbar*innen dadurch wirklich zu verstehen?

 

Unser Projekt setzt sich zum Ziel, einen Schritt weiter zu gehen. Wir würden gern mit einer Gruppe polnischer und deutscher Musiker*innen eine Reise an die Quellen gemeinsamen Verständnisses unternehmen. Halte auf dieser Reise sind verschiedene Workshops zu historischer Empathie, der Überwindung von Vorurteilen, dem humorvollen Umgang mit Unterschieden, der Bedeutung gegenseitigen Verständnisses für den Aufbau unserer gemeinsamen Zukunft und das Erarbeiten eines gemeinsamen musikalischen Konzertprogramms, der Mass of Trust der talentierten jungen Komponistin Zuzanna Koziej, die eigens für unser Projekt geschrieben wurde.

 

Indem wir unsere Konzerte für ein breites Publikum öffnen, hoffen wir, dass die Erfahrung, die unsere Teilnehmenden während des Projektes machen, weitergegeben werden kann und nicht in den Veranstaltungsräumen zurückbleibt. Die jungen Musiker*innen werden ein starkes Zeichen des Friedens aussenden, sodass ihr Publikum und wir alle daran erinnert werden, dass das, was uns verbindet, größer ist als das, was uns trennt und dass gegenseitiges Vertrauen, obwohl schwierig erreichbar, möglich ist. Wir glauben, dass Musik eine geeignete Ebene ist, um diese Botschaft zu übermitteln, weil sie die Fähigkeit besitzt, Menschen miteinander zu verbinden, die nicht dieselbe Sprache sprechen, aber die gleiche musikalische verwenden.

 

Überzeugt, dass Kooperation und Freundschaft die Schlüssel für eine friedliche Zukunft beider Länder sind, hoffen wir, dass unser Projekt ein sichtbares Zeichen der Einheit und der Hoffnung wird und langanhaltende Früchte tragen wird.